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Interview zum Thema Barrierefreiheit in der Musikszene

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Ein Interview von vinyl-keks.eu mit unserem Geschäftsführer.

In der heutigen Folge beleuchten wir das Thema Barrierefreiheit in der Musikszene aus der Sicht von Kay, Veranstaltungsfachwirt und Inhaber von LOCO Veranstaltungsservice GmbH. Er spricht im folgenden Interview über die Möglichkeiten und Grenzen, Locations barrierefrei zu gestalten.

Hallo Kay, schön, dass Du mit uns Deine Erfahrungen zum Thema Barrierefreiheit und Inklusion in der Musikszene teilst. Erzähl uns doch zunächst erstmal ein bisschen etwas über Deine Firma!

Als Full-Service-Dienstleister für Eventinfrastruktur, Personaldienstleistungen und Veranstaltungslogistik mit Sitz in Leonberg-Höfingen, planen und realisieren wir Kultur- und Sportveranstaltungen, Corporate Events, Messen, Messebau, Tagungen, Konferenzen, Jubiläen, Firmenveranstaltungen und weitere Events in ganz Deutschland. Wir verleihen und liefern Absperrsysteme, Bodenabdeckungen, Garderoben, Eventmöbel, Bühnen, Podeste, Bestuhlungen, Leitsysteme und noch vieles mehr – mit entsprechender Logistik und qualifiziertem Personal. Als besonderen Service bieten wir von Montag bis Sonntag einen 24 Stunden „Wir sind erreichbar“ Dienst an.

Inwiefern betrifft Euch als Veranstaltungsservice das Thema Inklusion?  Was bietet ihr als Firma an, um Barrierefreiheit auf Veranstaltungen zu gewährleisten, bzw. was gibt es für Möglichkeiten? 

Das Thema ist bei uns, bzw. unseren Kunden aktuell. Wir planen, liefern und bauen auf Wunsch zum Beispiel mobile Rollstuhl-/Personenrampen, Beschilderungen, Personenleitsysteme oder Bodenmarkierungen für Veranstaltungen.

Gibt es Locations, wo Barrierefreiheit schlichtweg aufgrund der Beschaffenheit (Größe etc.) nicht umsetzbar ist?

Das gibt es, vor allem in kleinen Versammlungsstätten wie Clubs. Dort scheitert es oftmals schon an der Zuwegung über Treppen. Auch bei der Vorhaltung von Behindertentoiletten gibt es Defizite. Eigentlich ist dies u.a. in der Versammlungsstättenverordnung geregelt. (Anm: Auszug aus der VStättVO: „Für Rollstuhlbenutzer muss eine ausreichende Zahl geeigneter, stufenlos erreichbarer Toiletten, mindestens jedoch je zehn Plätze für Rollstuhlbenutzer eine Toilette vorhanden sein“). Einige „Wald und Wiesen-Veranstalter“ scheinen diese  offensichtlich nur vom „Hörensagen“ zu kennen.

Was gibt es für Auflagen seitens der Veranstalter bzgl. Barrierefreiheit? Wie häufig wird der Service von mobilen Rollstuhlrampen, Bau von Rollstuhl Tribünen etc. in Anspruch genommen?

Wie oben bereits ausgeführt gibt es Gesetze, Richtlinien und Verordnungen, welche das Thema Barrierefreiheit regeln. Angefangen vom Baurecht, über die bereits erwähnte Versammlungsstättenverordnung bis zu Verordnungen für Open Air Veranstaltungen, etc. Im Fokus steht rollstuhlgerechte Barrierefreiheit, was sich im Hinblick auf Rollstuhlrampen, behindertengerechte WC-Anlagen in der Praxis widerspiegelt. In der Regel darf eine Begleitperson kostenlos die hilfsbedürftige Person begleiten. Die Details der Ausgestaltung unterscheiden sich erheblich. Es reicht also nicht bei einem Open Air Festival auf der matschigen Wiese eine Podestfläche aufzubauen. Vielmehr geht es um ein bis ins Detail durchdachtes Konzept. In diesem Fall ist auch die Zuwegung (befahrbare Bodenschutzplatten) zu bauen erforderlich. Dasselbe gilt auch für die Platzierung der WC-Anlagen, diese sollten sich direkt, oder in unmittelbarer Nähe zum Rollstuhlpodest befinden und nicht hunderte Meter entfernt und womöglich noch durch unwegsames Gelände zu erreichen sein.

Was ist Deine Einschätzung zu diesem Thema nach Corona (denn bestimmt ist es für viele Veranstalter ja auch eine Kostenfrage, Veranstaltungsorte barrierefrei umzugestalten)?

Jeder zusätzliche Aufwand kostet den Veranstalter Geld. Der Spagat zwischen “nötig” und „ideal”  ist von Veranstalter zu Veranstalter unterschiedlich. Corona-bedingt kämpfen alle Beteiligten der Veranstaltungswirtschaft derzeit ums Überleben.

Absperrung Mannesmanngitter Sparda Welt Freilichtbühne Killesberg Bestuhlung Veranstaltung Konzert Event Stagehand Klappstuhl Stuhl
Freilichtbühne in Stuttgart; Copyright: Kay Swoboda

Wie barrierefrei sind die Locations, die Du kennst? Wie gut ausgeschildert sind die Tribünen/Behinderten-WCs etc. oder liefert ihr Beschilderungen mit, wenn diese nicht vor Ort vorhanden ist?

Die Versammlungsstätten sind in der Regel nach neuestem Stand gebaut, bzw. nachgerüstet. Die Beschilderung entspricht den aktuellsten Auflagen. Bei temporären Veranstaltungen (Konzerte, Festivals, etc.) liefern wir Schilder, Personenleitsysteme, Banner und mobile Fahnenmasten mit entsprechenden Piktogrammen.

Gibt es für Dich eine in Sachen “Barrierefreiheit” vorbildliche Location?

Barrierefreie Locations gibt es in der Region einige, unter anderem die Hanns-Martin-Schleyerhalle, Porsche-Arena, Liederhalle, MHP-Arena, etc.

Konzertsommer Mercedes Benz Museum Absperrung Veranstaltung Personaldienstleistung Material Bauzaun Stagehand Stagehands
Copyright: Kay Swoboda

Gibt es für Dich einschneidende Erfahrungen/Erlebnisse zum Thema Inklusion im Zusammenhang mit Deiner Firma? 

Nein, da wir meistens während einer Veranstaltung nicht vor Ort sind. Wir sind hinter den Kulissen tätig, von der Planung, dem Aufbau bis zum Event und dann wieder zum Abbau.

Hast Du Verbesserungsvorschläge zum Thema Barrierefreiheit bei Konzerten und Veranstaltungen?

Das kommt auf die jeweilige Veranstaltung und deren Veranstalter an. Je früher wir in die Planung einbezogen werden, desto mehr Knowhow und Erfahrungswerte können wir von unserer Seite her einbringen. Für unsere LOCO-CREW gibt es keine Probleme, sondern Herausforderungen. Und hierfür haben wir die Lösungen.

Ist es für einen Menschen mit Behinderung möglich, als Veranstaltungstechniker zu arbeiten? Hast Du bereits Erfahrungen damit gemacht?

Grundsätzlich ist es möglich als VTler mit einem “Handicap” in der Branche zu arbeiten. Ich selbst habe bereits mit Jugendlichen zu tun gehabt, welche eine tolle Lichtshow gesteuert haben. Das Gespür Musik in Licht umzusetzen war super. In der Veranstaltungsbrache gibt es sehr viele Facetten, und Spezialisierungen.

Gibt es etwas, was Du gerne in diesem Zusammenhang mal loswerden würdest?

Ja, ich würde nicht von “Behinderung” sprechen, eher von einem Handicap. Aber auch ein Handicap ist für mich keine Einschränkung im eigentlichen Sinne. Meistens verfügen die Menschen über Schwerpunktfähigkeiten, die Gewohntes auch mal in den Schatten stellen. Wir sollten das Thema immer mitdenken und in allen Bereichen versuchen, für alle entsprechend das Beste umzusetzen.

Vielen Dank für das interessante Interview, Kay !